Stillen von Frühgeborenen

  • Autor: Redaktion Babywelten
  • Veröffentlicht am 23. Juni 2017

Das Stillen von Frühgeborenen kann eine grosse Herausforderung sein. Aber es lohnt sich, denn die Gefahr einer Sepsis wird dadurch gesenkt, wie eine neue Studie zeigt.

Das Stillen von Frühgeborenen kann eine grosse Herausforderung sein. Denn dem kleinen Wesen fehlt oftmals die Kraft, genug fest zu saugen und zu schlucken. Somit kommt der Milchfluss nicht immer gut in Gang und Sie müssen mit Massagen, feuchten Wickeln und/oder Abpumpen nachhelfen.

Das bedeutet dann aber auch, dass Ihr Baby abwechselnd Flasche und Brust erhält, was irritierend sein kann.

Dennoch sollten Sie wenn immer möglich Ihr Frühchen stillen. Denn gerade es ist ganz besonders auf die Nährstoffe der Muttermilch angewiesen - und die Muttermilch passt perfekt zu den besonderen Bedürfnissen eines Frühgeborenen. Zudem kann mit regelmässigem Stillen auch die Entwicklung des noch nicht ausgereiften Schluckreflexes unterstützt werden.

Weniger Sepsis dank Muttermilch

Eine Studie der Rush University in Chicago USA hat zudem gezeigt: Je mehr Muttermilch Frühgeborene trinken, desto besser sind sie gegen Sepsis (systemische bakterielle Infektionen) geschützt. Und zwar sinkt das Sepsisrisiko jeweils um 19 %, wenn das Baby pro Kilo Körpergewicht 10ml Muttermilch pro Tag mehr trinkt.

Schutz vor Nekrotisierender Enterokolitis (NEC)

NEC ist eine der gefürchtetsten Erkrankungen bei Frühgeborenen. Die Sterberate beträgt rund 42% bei Frühgeborenen mit geringem Geburtsgewicht, 16% schwereren Frühchen. Bei der Entstehung dieser Krankheit spielt die Schädigung des Darms durch verminderte Durchblutung eine wichtige Rolle. Diese verminderte Durchblutung wird durch einen bestimmten Rezeptor in der Darmwand ausgelöst (TRL4, engl. toll-like receptor 4). Den Rezptor im Zaum halten können Nitrat, Nitrit und Stickoxid.

Muttermilch enthält Natriumnitrat, das im Körper Ihres Babys in Nitrit und Stickoxid umgewandelt werden und damit die Darmwand schützen kann, wie Forscher aus Pittsburgh USA nun in Tierversuchen ermittelt haben.

Ab wann können Sie stillen

Wenn Ihr Baby vor der SSW 34 zur Welt gekommen ist, dann wird es via Magensonde ernährt, weil es noch zu schwach ist, selbständig saugen, schlucken und atmen zu können.

Sobald die SSW 34 aber vorbei ist, dürfen Sie vielleicht einen ersten Versuch unternehmen, Ihrem Baby mit einer Flasche oder einem speziellen Trinkbecher etwas Muttermilch zu geben. Sie können die Muttermilch bis zu diesem Zeitpunkt abpumpen und einfrieren.

Wann Sie das erste Mal Ihr Baby an Ihre Brust legen können, das hängt vom Alter und Gewicht Ihres Babys ab. Sobald dies aber möglich ist, können Sie unter Anleitung einer Stillberaterin Ihr Baby stillen.

Ab SSW 29

Erst, wenn Ihr Baby so alt wäre, als würde es in der SSW 29 sein, können Sie damit beginnen, Ihr Baby an die Milch zu gewöhnen. Allerdings wird es noch nicht trinken oder gar saugen können, sondern vielmehr mit seiner feinen Zunge einzelne Tröpfchen auflecken.

Ab SSW 32

Im Alter von SSW 32 bis 34 wird es lernen, die Milch richtig zu schlucken. Sie können ihm die abgepumpte Milch mit einem Spezial-Trinkbecher einflössen. Oder Sie legen, wie oben beschrieben, Ihr Baby an die Brust und streichen etwas Milch aus, das es trinken kann.

Ihr Baby wird jedoch wird noch immer nicht saugen können.

Ab SSW 35

Erst ab SSW 35 bis 37 wird es saugen lernen. Allerdings wird das zuerst mehr ein Massieren der Brustwarze sein. Mit jedem Versuch aber werden seine Müskelchen stärker und es wird lernen, zu saugen und zu atmen und zu schlucken. Ein wichtiger Prozess.

Helfen Sie Ihrem Baby, in dem Sie bei jedem Anlegen vorsichtig den Mund Ihres Babys öffnen und Ihre Brustwarze hineinlegen. Lassen Sie Ihr Baby mit der Zunge spielen und haben Sie Geduld, wenn es noch nicht gleich klappt. Viele Babys, die zum Termin geboren werden, brauchen Tage und Wochen, bis sie endlich richtig saugen können.

Ihr Frühchen muss erst die ganze Entwicklung, die es in der Gebärmutter verpasst hat, nachholen. Und das unter erschwerten Bedienungen - nämlich ausserhalb der schützenden Fruchtblase.

Aber irgendwann wird auch Ihr Baby so gut saugen, dass Sie es voll stillen können. Dann kann die Ernährungssonde abgehängt werden.

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Quellen:

  • Frauenärzte im Netz, Stillen von Frühgeborenen, www.frauenaerzte-im-netz.de (21.10.13)
  • Patel AL, Johnson TJ, Engstrom JL, Fogg LF, Jegier BJ, Bigger HR, Meier PP. Impact of early human milk on sepsis and health-care costs in very low birth weight infants. J Perinatol 2013;33:514-9, www.ncbi.nlm.nih.gov (21.10.13)
  • Yazji I, Sodhi CP, Lee EK, Good M, Egan CE, Afrazi A, Neal MD, Jia H, Lin J, Ma C, Branca MF, Prindle T, Richardson WM, Ozolek J, Billiar TR, Binion DG, Gladwin MT, Hackam DJ. Endothelial TLR4 activation impairs intestinal microcirculatory perfusion in necrotizing enterocolitis via eNOS-NO-nitrite signaling. Proc Natl Acad Sci USA. 2013 May 6. [Epub ahead of print], www.ncbi.nlm.nih.gov (21.10.2013)
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