

Vitamin K (Konakion, Phyllochinon)
Vitamin K ist ein fettlösliches Vitamin und spielt eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung, der Zellwachstumsregulierung und dem Knochenstoffwechsel.
Das Vitamin K wird im Mutterleib von der Plazenta zurück gehalten und kommt auch nur in ganz geringen Spuren in der Muttermilch vor. Deshalb besteht ein mit 1:10‘000 allerdings sehr kleines Risiko, dass ein Neugeborenes an Vitamin-K-Mangelblutung erkrankt. Vor allem Neugeborene mit einer Leber- oder Gallenkrankheit, Frühgeborene oder fehlernährte Säuglinge haben ein erhöhtes Risiko.
Babys mit Vitamin-K-Mangel bluten schnell oder bekommen spontan blaue Flecken. Das kann in den ersten 24 Stunden nach der Geburt passieren oder auch erst nach 12 Wochen. Die Blutungen sind in Mund, Nase, dem Nabelschnurrest oder kommen aus dem Po. Normalerweise sind die Blutungen harmlos. Wenn die Blutung aber zum Beispiel im Gehirn auftritt, kann das zum Tode des Babys führen.
Muttermilch und Säuglingsmilch
Interessant ist, dass gestillte Babys eher vom Mangel betroffen sind als mit Schoppen ernährte. Denn die Milchnahrung für Neugeborene wird mit Vitamin K angereichert und hat 20 mal mehr Vitamin K als Muttermilch .
Das ist aber kein Grund, sich gegen das Stillen zu entscheiden, denn gerade die Anfangsmilch, das Kolostrum, ist sehr reich an Vitamin K und die Hintermilch (die fettreiche Milch, die gegen Ende jedes Stillens abgegeben wird) hat 1,9 Mal mehr Vitamin K als die Vordermilch (die durstlöschende Milch zu Beginn des Stillens).
Zudem erhalten alle Neugeborenen, egal ob gestillt oder gefüttert, in der Schweiz eine Vitamin-K-Prophylaxe.
Vitamin-K-Prophylaxe
Um dem Risiko einer Mangelblutung vorzubeugen, wird empfohlen, Ihrem Baby vier Stunden nach der Geburt, am 4. Lebenstag sowie nach vier Wochen eine Vitamin-K-Prophylaxe von 2 mg Konakion zu verabreichen. Das geschieht oral in Form von Tropfen – also ohne Spritze. Bei kranken Neugeborenen, Frühgeborenen mit IV-Zugang oder nicht normal ernährbaren Säuglingen wird nach der Geburt eine Spritze von 0,5 mg Konakion und nach vier Wochen 2 mg Konakion oral empfohlen.
Sie als Eltern können entscheiden, ob Sie diese Prophylaxe möchten oder nicht. Derzeit erhalten rund 99,9% aller Neugeborenen in der Schweiz eine orale Vitamin-K-Prophylaxe. Damit sind Blutungen in der ersten Woche in der Schweiz vollkommen verschwunden und die Zahl der Spätblutungen (zwischen der 6. Woche bis zum 6. Monat) ist enorm zurückgegangen. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass von 19 Babys, die noch Spätblutungen bekamen, 14 ein angeborenes Leberleiden hatten und bei 6 die Vitamin-K-Prophylaxe nicht gemacht wurde.
Ein 100prozentiger Schutz bietet aber auch die intramuskuläre Verabreichung (Spritze) sowie die tägliche Zufuhr von 25 µg pro Tag, wie sie den Anfangsmilchpulvern zugesetzt wird. Das heisst: Wenn Sie Ihr Baby mit dem Schoppen ernähren, erhält Ihr Baby genügend Vitamin K.
Die Vitamin-K-Aufnahme regelt sich dann bei Ihrem Baby mit zunehmendem Alter, sodass Ihr Baby mit etwa sechs Wochen fast die gleiche Menge Vitamin K gespeichert hat wie Sie als Erwachsener.
Prophylaxe noch während der Schwangerschaft
In ganz seltenen Fällen werden Sie bereits in der Schwangerschaft eine Vitamin-K-Prophylaxe von 20 mg/Tag Konakion oral rund 7 bis 10 Tage vor der erwarteten Geburt erhalten, nämlich dann, wenn Sie enzyminduzierende Medikamente nehmen mussten (Mittel gegen Epilepsie oder zur Blutverdünnung) und eine vorzeitige Entbindung vor SSW 36 geplant ist. Oder bei Medikamentenkombinationstherapien und bestehener hepatischer Grunderkrankung.
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Quellen:
- A. H. Sutor u.a.: "Vitamin K Deficiency Bleeding (VKDB) in Infancy", in THROMBOSIS AND HAEMOSTASIS, Vol. 81 (1999), S. 457.
- G. Schubiger, B. Laubscher, O. Bänziger, Vitamin-K-Prophylaxe bei Neugeborenen: Neue Empfehlungen, Schweizerische Ärztezeitung 2003;84: Nr 15 673, www.saez.ch
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