

Juni- und Juli-Babys
Ob ein Mensch länger lebt, das hängt von ganz verschiedenen Einflüssen ab. Zu einem Viertel aber werden die Grundlagen für ein langes Leben bereits im Mutterleib und in den ersten Lebensjahren gesetzt. So ist es offenbar ein Unterschied, ob ein Baby in einer warmen oder kalten Jahreszeit zur Welt kommt. Denn je nachdem hatte die Mutter mehr oder weniger Sonnenschein während der Schwangerschaft, oder eine nährstoffreichere oder -ärmere Ernährung genossen.
Zu einem weiteren Viertel liegen Lebenserwartung und Anfälligkeit für Krankheiten in den Genen. Und nur zur Hälfte ist dann das Kind, bzw. der Erwachsene mit seiner eigenen Lebensweise dafür verantwortlich, wie lange er oder sie lebt. Das hat die deutsche Forscherin Gabriele Doblhammer vom Max-Planck-Instituts herausgefunden.
In den nächsten Abschnitten haben wir verschiedene Studien zusammengestellt, die einen Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Lebenserwartung, bzw. Lebenshaltung herausgefunden haben.
Gesundheit
Sommerkinder sind im Schnitt schwer und damit auch widerstandsfähiger als Winterkinder, wie eine Studie der Universität Cambridge belegt. Der Grund dazu sehen die Wissenschaftler im Vitamine D, das durch die Sonne im Körper der Mutter gebildet wird. Und im Frühling und Sommer bekommt die Mutter mehr Sonnenstrahlen zu sehen, als im Herbst oder Winter.
Stimmungsschwankungen
Babys, die im Sommer geboren wurden sind eher lebensfroh, können aber auch unter Stimmungsschwankungen leiden. Das belegt eine ungarische Studie mit 400 Personen. Erklärt werden die Ergebnisse damit, dass die Jahreszeit, in der jemand geboren wird, einen Einfluss auf bestimmte Hirnbotenstoffe (Dopamin und Serotonin) habe.
Das Temperament sei ein biologisch beeinflusstes Verhalten und beschreibe eine emotionale Grundstimmung. Es hängt sicherlich auch von anderen Umweltfaktoren ab. Da diese Studie nun eher nach Kaffeesatzlesen und Astrologie tönt als nach seriöser Wissenschaft, will das ungarische Forscherteam diese Studie nun mit weiteren Beweisen belegen.
Mehr oder weniger Schwierigkeiten in der Schule
Generell haben Sommerkinder höhere Schulabschlüsse als Winterkinder, was wiederum mit der Vitamine-D-Produktion der Mutter im letzten Trimester zusammenhängt.
Dass im Juni geborene Kinder in der Schweiz vielleicht mehr Probleme als andere in der Schule haben, hat einen ganz einfachen Grund: In vielen Kantonen dürfen die Junigeborenen noch im Sommer in die 1. Klasse eintreten und sind damit die jüngsten Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs.
Demgegenüber werden die Juligeborenen vielleicht leichter durch die Schulzeit kommen. Denn in diesem Alter ist ein Vorsprung von elf Monate n ein Riesenschritt sowohl in der körperlichen wie geistigen Entwicklung.
Gemäss einer Deutschen Studie liegen die Noten der Juligeborenen um fast 8% höher als bei den jüngsten der Klasse.
Lebenserwartung
Eine schlechtere Nachricht ist die Auswertung einer Studie, dass im Sommer geborene eine weniger hohe Lebenserwartung haben. Allerdings bezieht sich das auf ein sehr hohes Alter. So hat eine deutsche Studie ergeben, dass im Juni geborene Senioren eine 23% geringere Wahrscheinlichkeit haben als der Durchschnitt ihres jeweiligen Geburtsjahrgangs, das 105. Lebensjahr zu erreichen.
Eine andere Studie zeigt, dass das Risiko, ab einem Alter von 50 Jahren an Altersdiabetes zu erkranken und an Herz-Kreislauf-Krankheiten zu sterben, über dem der Wintergeborenen liegt. Ebenso leben Krebspatienten mit Geburtstagen zwischen Juni und August zwischen einem Jahr und anderthalb Jahren weniger lang als jene, die im Winter geboren waren.
Der Grund für diese Feststellungen dürfte mit der Ernährung zusammenhängen. Vor allem in den Kriegszeiten, als die heutigen Senioren Kinder oder Neugeborene waren, war die Ernährung im Winter sehr mager. Die Frühlings und Sommerbabys, deren Mütter im Winter schwanger waren, hatten demnach oftmals ein geringeres Geburtsgewicht als die Herbst- und Winterbabys. Ein niedriges Geburtsgewicht kann das Herzinfaktrisiko erhöhen.
Bitte beachten Sie: Dies sind nur durchschnittliche Werte aufgrund statistischer Auswertungen - die Ausnahmen bestätigten die Regel :-). Einen grossen Einfluss auf die Art und die Länge des Lebens Ihres Babys haben Sie in den ersten Monaten und Jahren - mit Ihrer Liebe, Fürsorge, der richtigen Ernährung und Erziehung. Und dann kommt es darauf an, was Ihr Kind aus seinem Leben macht...
Artikel teilen:
Quellen:
- Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Pressemitteilung 26.04.2006, Im Frühjahr geborene Kinder haben schlechtere Bildungschancen, www.diw.de (Abrufdatum 28.10.2014)
- Felix R. Day, Season of birth is associated with birth weight, pubertal timing, adult body size and educational attainment: a UK Biobank study, 10.16, www.heliyon.com (16.11.17)
- Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Differences in Lifespan by Month of Birth for the United States: The impact of early life events and conditions on late life mortality, MPIDR WP 2002-019, Mai 2002, www.demogr.mpg.de (Abgerufen 31.10.2014)
- National Center for Health Statistics, www.cdc.gov (28.10.2014)
- Foto: Ksana Kuzmina by Fotolia.com