Pucken - aber richtig

  • Autor: Redaktion Babywelten
  • Veröffentlicht am 8. Juni 2016

Die Wickelmethode Pucken soll Babys beruhigen und besser schlafen lassen - vor allem Schreibabys. Allerdings warnen Experten auch vor negativen Wirkungen.

Pucken ist eine sehr alte Wickeltechnik, die dem Baby in den ersten Wochen des Lebens das vertraute Gefühl von Enge zurückgeben soll, die es im Mutterleib erfahren hat. Eng eingewickelt in eine weiche, kuschlige Decke, erfährt es Geborgenheit, Wärme und Sicherheit – all die Gefühle also, die es nun neun Monate in Ihrer Gebärmutter erfahren durfte.

Pucken setzt dem Neugeborenen aber auch Grenzen für die Bewegung seiner Arme und Beine. Das soll auf das Baby beruhigend wirken und es somit besser schlafen lassen.

Es gibt ganz verschiedene Arten von Pucken – vom festen Einbinden in Stofftücher über die Verwendung von Textilien mit Klettverschluss zum Fixieren der Arme bis hin zur Verwendung eines Schlafsacks. Und es gibt genauso viele Meinungen zum Pucken.

Pro und Contra Pucken

Tatsächlich haben Untersuchungen gezeigt, dass gepuckte Kinder länger schlafen und weniger leicht spontan, jedoch leichter bei akustischen Reizen aufwachen. Ebenso konnte wissenschaftlich belegt werden, dass Babys ruhiger schlafen.

Positiv sind auch die Auswirkungen bei Schreibabys, weshalb hier das Pucken vor allem empfohlen wird.

Expeten warnen vor Hüftfehlbildungen

Doch Kinder- und Jugendärzte warnen auch vor Pucken: Das Baby würde sich nicht wegen der gefühlten Geborgenheit beruhigen, sondern weil es frustriert sei, dass es sich nicht mehr bewegen kann. Wenn das Baby stundenlang in der gleichen, unnatürlich gestreckten Position verharren muss, steigt

  • das Risiko für Fehlbildungen der Hüfte: Beim "Pucken" werden die Beine in Streckstellung aneinander gebunden. Je nach Dauer wirken nach Angaben der Experten hier Kräfte, die das Wachstum der Hüfte verändern und verlangsamen. Dadurch reift die Hüfte nicht normal aus und es könne sich eine sogenannte Hüftdysplasie entwickeln, bei der Gelenkkopf und -pfanne nicht aufeinander passen.
  • das Risiko an einer Atemwegsinfektion zu erkranken um das Vierfache.
  • das Risiko einer Abflachung des Hinterkopf.
  • das Risiko, dass Nerven eingeklemmt und die Durchblutung behindert werden.

Vor allem Im Sommer sollte dem Babykörper die Möglichkeit gegeben werden, Wärme an die Umgebung abzugegeben, sonst wächst die Gefahr einer Dehydrierung (Austrocknung) bzw. gar eines Hitzschlags.

Kritisiert wird ferner der Vergleich mit dem Mutterleib: Im Mutterleib liegt das Baby in einer natürlichen "Embryohaltung" und wird nicht künstlich „gestreckt“. Auch hat das Baby während der Schwangerschaft die Möglichkeit, Ärmchen und Beinchen zu bewegen, wenn auch immer eingeschränkter.


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Quellen:

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  • Fotos: © pegbes - Fotolia.com