Zwillinge - wussten Sie, dass...
8. Aberglaube und (Un-)Glücksbringer
Zwillinge wurden früher wie alles, das nicht erklärbar war, auch als Glücks- oder Unglücksbringer angesehen – je nach Region.
Indianer
Bei den amerikanischen Indianer sind der Weisse Manitu, der Herr des Lebens, und der Schwarze Manitu, der Herr des Todes, Zwillinge. Beide wurden von der Mondgöttin geboren, der Alten Frau, die niemals stirbt.
Bei einigen Familien der Indianer brachte es Unglück, wenn Zwillinge zur Welt kamen und so wurde eines der Babys ausgesetzt.
Bei den Dakotas hingegen bedeuteten Zwillinge Glücksbringer. Ebenso bei den Hopi, bei denen Zwillingsbrüder in der Schöpfungsgeschichte eine wichtige Rolle spielten.
Oftmals wurden sie zu Häuptlingen oder Medizinmänner erzogen, weil sie als etwas Besonderes angesehen wurden..
Madagaskar
Auf Madagaskar beispielsweise wird die Legende erzählt, dass eine Königin vor einem Kampf floh und dabei eines ihrer Zwillingskinder vergass. Sie schickte die Soldaten zurück, um es zu holen. Doch die Soldaten kamen nicht mehr, denn sie wurden von den Feinden getötet. Seither glaubt man, Zwillinge bringen Unglück.
So wurden Zwillinge vor die Kuhställe gelegt und die Dorfbewohner öffneten die Tore, sodass die Tiere über die Babys hinweg trampelten. Überlebte ein Zwilling diese Tortur, durfte er zu seiner Familie zurückkehren.
In den 1980er-Jahren wurde auf der Insel ein Heim nur für Zwillingskinder gegründet, das jedoch bald umziehen musste: Die Nachbarn beschwerten sich, dass der Wind, der vom Heim komme, sie krank mache.
Sibirien
Im sibirischen Kamtschatka war man bis ins 18. Jahrhundert sicher, dass der Vater von Zwillingen ein Wolf sein müsse.
Nigeria/Benin
Der afrikanische Stamm der Yaruba in Nigeria und in Benin glaubt, das Zwillinge Glück, Gesundheit und Geld bringen. Die Geburt gilt als gutes Omen und wird mit einem grossen Fest gefeiert.
Dabei gelten die Yaruba als Weltmeister bei Zwillingsgeburten: Bei jeder sechsten Geburt kommen ein- oder zweieiige Pärchen zur Welt. Wissenschaftler führen das auf die Ernährung mit Yamswurzeln zurück. Diese enthalten ein Hormon, das die Eierstöcke anregt, gleichzeitig zwei Eier zur Reife zu bringen.
Die Yarubas glauben, dass Zwillinge eine gemeinsame Seele haben. Stirbt eines der Geschwister, bekommt deshalb das überlebende Kind eine bekleidete Holzfigur geschenkt, in der die zweite Hälfte der Seele weiterlebt.
9. Mütter von Zwillingen leben länger
Eine Studie aus Utah besagt, dass Frauen, die Zwillinge geboren haben, durchschnittlich «robuster» sind als andere Frauen und länger nach der Menopause lebten. 2
Allerdings fand diese Studie um 1980 herum statt – zu einer Zeit, wo es noch keine medizinische Fortpflanzung gab und die Zwillinge stets ganz natürlich entstanden sind.
Artikel teilen:
Quellen:
- 1 Bundesamt für Statistik, Geburten, Geburtenhäufigkeit, www.bfs.admin.ch (Abrufdatum 11.11.16)
- 2 Shannen L. Robson, Ken R. Smith, Twinning in humans: maternal heterogeneity in reproduction and survival, May 2011.DOI: 10.1098/rspb.2011.0573, rspb.royalsocietypublishing.org (11.11.16)
- 3 The Tech, twins, 8.2014, genetics.thetech.org (11.11.16)
- 4 Bakker P, Autonomous languages of twins, 1987;36(2):233-8, www.ncbi.nlm.nih.gov (11.11.16)
- Fotos: Babywelten, Kohl Verlag, Trier