Bedeutungsebenen des Spiels: Wie die Kleinsten Lernerfahrungen „erspielen“
Im Spiel das eigene „Ich“ kennenlernen
Eine Aufforderung zum Spiel brauchen die Jüngsten meist nicht, denn dafür ist ihr Interesse für alle Dinge, die sie so umgeben, einfach zu groß und ihre Motivation sich zu bewegen oder kreativ zu sein, einfach zu ausgeprägt. Oft fühlen sich Kinder in ihrer Kreativität noch eingeschränkt und bevormundet, wenn sich Eltern in ihre Spielvorhaben einmischen. Beim freien Spiel, das nicht nach Diktat verläuft, sammeln die Jüngsten Lernerfahrungen mit Gleichaltrigen und prägen ihre Persönlichkeit. Doch was lernt das Kind beim Malen, Toben oder dem Puppenspiel? Das Spiel fördert unter anderem die Kritikfähigkeit, Denkfähigkeit, das Selbstwertgefühl und die Regelakzeptanz – besonders das gemeinsame Spiel. Das Spielen ist wichtig für die Selbsterfahrung und den kindlichen Lernprozess und bei der Bildung der eigenen Identität behilflich, da dabei unter anderem die Frage: „Welche persönlichen Stärken habe ich?“ beantwortet werden kann.
Die Spielarten ändern sich im Laufe der Entwicklung. Im Alter von etwa zwei Monaten ist es das sensomotorische Spiel, bei dem zunächst Hände und Mund zur Erforschung der eigenen Umwelt zum Einsatz kommen. Während ab dem Alter von drei Jahren bereits interaktivere und bewegungsintensivere Spiele, wie das Rollenspiel, in dem das Kind schon einmal einen Hund imitiert oder die Mutterrolle übernimmt, passieren. Besonders bei der Übernahme von bekannten Rollen, wie die der Eltern oder Gleichaltriger, reflektieren sich Kinder selbst und lernen unter anderem Gefühle nachzuvollziehen sowie eigene Emotionen zu zeigen. Dies prägt die Findung des eigenen „Ichs“.
Der Spaziergang: Natur spielerisch entdecken und Lernerfahrungen sammeln
Im Winter über die schneebedeckte Landschaft laufen und sich richtig austoben, das gehört für Kinder auch dazu und besonders beim freien Spiel in der Natur gibt es viel zu entdecken und viele Möglichkeiten, sich auszutesten. Abgesehen davon, dass Bewegung wichtig für die kindliche Entwicklung ist, kann diese mit allen Sinnen erfasst und so über sie gelernt werden. Also können dem Kind beim gemeinsamen Spaziergang durch die Natur viele Dinge erklärt werden.
So macht ein Spaziergang nicht nur Spaß, sondern zudem können die Sinne für die Umwelt geschärft sowie Zusammenhänge, wie die Auswirkungen der Jahreszeiten auf die Natur, spielerisch erläutert werden. Dadurch wird Fragen nachgegangen, wie: „Wie riecht nasser Waldboden?“, „wie macht sich ein Hirsch bemerkbar?“ oder „wie sieht ein Ahornblatt aus?“ So kann den Kindern bald auch vermittelt werden, warum es Richtung Frühjahr wieder zu Blühen beginnt und es draussen grüner wird.
Beim Spaziergang durchs Feld können die Kleinsten dann auch entdecken, wie sich Getreidearten, wie Roggen, Gerste oder Weizen, voneinander unterscheiden. Denn besonders in der freien Natur gehen oft Lernen, Erfassen und Spiel ineinander über.
Spielerisch Lernen á la digital: Digitale Kompetenz im Vormarsch
Kinder sollten zwar nicht die erste Zielgruppe für Tablet oder Smartphone sein, aber immer mehr kommen diese zwangsläufig damit in Kontakt. Und bereits im Grundschulalter beschäftigen sich einige Kinder damit, wenn es die Eltern vorleben oder sogar die Klassenkameraden bereits mit sich herumtragen. Jedoch sollten Eltern natürlich immer darauf achten, dass das Tablet ebenso wie der Fernseher nur eine gewisse Zeit am Tag genutzt wird.
Dabei muss es nicht immer die Unterhaltungsapp sein, die nur dem Spaß des Kindes dient. Es gibt mittlerweile auch verschiedene Lernapps, bei denen der Spaß nicht außen vor bleibt und welche es für verschiedene Altersklassen gibt. Wer unsicher ist, welche App die passende ist, kann sich online informieren. Regelmässige App-Tipps informieren über kindgerechte Apps, mit denen Tiergeräusche, die menschliche Anatomie, astronomische Zusammenhänge, Mathematik sowie Konzentrationsfähigkeit erlernt werden können. Bei der Auswahl sollten Eltern immer unterstützen, einen Anhaltspunkt für kindgerechte Apps geben Altersangaben, keine schnellen und möglicherweise überfordernden Animationen, keine Verlinkungen auf soziale Netzwerke und eine möglichst einfache Bedienbarkeit.
Kinder unter drei Jahren sollten jedoch mit der Nutzung des mobilen Lernprogramms noch warten, und die Kombination von Lernen und Spaß erst einmal auf Dinge, wie den Spaziergang durch die Natur, den Ausflug in kindgerechte Museen oder den Kindern im freien Spiel überlassen werden. Denn Kinder kommen heute immer früher und allein aufgrund zunehmender Digitalisierung noch früh genug mit Apps und Co. in Verbindung. Die Digitalisierung nimmt auch immer mehr Raum im Bereich der Bildung ein. Es gibt bereits Organisationen, die sich für das vernetzte und selbstbestimmte Lernen im Netz einsetzen.
Lernen vor und mit Fernsehserien?
Die Nutzung des Fernsehens sollte zunächst einmal immer in eingeschränkter beziehungsweise in durch die Eltern überwachter Form stattfinden. Natürlich können die Zeiten individuell festgelegt werden und richten sich auch nach den Interessen des Kindes. Ob Kinder nun vom Fernsehprogramm lernen können – dazu haben Eltern doch ihre ganz eigenen und oft unterschiedlichen Einstellungen. Was selbstverständlich legitim ist.
Die Entscheidung für oder gegen das Fernsehen kann nur nicht gänzlich ganz allein von Kindern übernommen werden. Bevor Kinder überhaupt etwas durch kindgerechte Serien oder Filmen lernen können, müssen sie erst einen altersgerechten Umgang mit dem TV-Gerät kennenlernen. Generell wird für Kinder unter 12 Jahren maximal eine Stunde Beschäftigungszeit mit Fernsehen, Tablet oder Spielkonsole empfohlen und für Kinder ab 12 Jahren eine Nutzungszeit von maximal zwei Stunden pro Tag.
Damit Kinder Spaß beim Fernsehen haben und dabei möglicherweise Lernerfahrungen sammeln können, ist es wichtig, dass diese die Sendungen nachvollziehen können. Dafür ist es wiederum entscheidend zu verstehen, was Kinder ab einem gewissen Alter überhaupt aus der bildlichen Darstellung heraus reflektieren können. So richten Kinder im Vorschulalter ihren Blick beim Anschauen von Serien meist nur auf gewisse Darstellungen, die ihrem Lebensumfeld oder ihren eigenen Interessen entsprechen. Während Kinder im Alter von sechs Jahren bereits in der Lage sind, längeren Erzählungen zu folgen und das Gesehen wiederzugeben. Sie setzen ihre Erfahrungen mit TV-Geschichten zu den Themen wie Wachstum, Umgang mit Gleichaltrigen, Toleranz oder Streit in Vergleich. Um altersgerechte Filme zu finden, geben unter anderem die Altersfreigaben FSK bei Kinofilmen oder DVDs und FSF für Sendungen im TV eine Hilfestellung.
Durch Bewegung lernen: Aktiv und gemeinsam sporteln
Obwohl jedes Kind durchaus bewegungsfreudig ist, hat noch lange nicht jedes Lust und Spaß am Vereinssport. Generell ist aber der Sport wichtig für die motorische Entwicklung des Kindes. Außerdem lernen Kinder durch die Bewegung mit Gleichaltrigen, Rücksicht zu nehmen, mit Misserfolgen und Erfolgen umzugehen sowie sich in eine Gruppe einzufinden und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Damit sich das Kind im Verein wohlfühlt und spielerisch etwas für seine Persönlichkeitsentwicklung lernt, sollten sich die Eltern zunächst die Umgebung des Vereins und die Handlungsweisen des Trainers anschauen. So sind sich Fragen zu stellen, wie: „Können Kinder ihre eigenen Interessen und Wünsche einbringen?“ oder „wie geht der Trainer mit den Kindern um?“ Bei Unsicherheit – egal ob bei Eltern oder Kind – zunächst ein Probetraining vereinbaren.
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