Das erste Kinderfahrrad – worauf kommt es an?

Wird der Nachwuchs langsam älter und abenteuerlustiger, so wird der Wunsch nach dem ersten Fahrrad immer grösser. Für Eltern wirft dies meist jedoch viele Fragen auf: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Einstieg? Was sollte das Kind dafür bereits können und wann ist es wirklich bereit? Wie gross muss das Fahrrad sein und welche Anforderungen müssen an die Ausstattung gestellt werden? Sind Stützräder sinnvoll oder sogar hinderlich?

Diese und weitere Fragen sorgen für Verunsicherung und tragen zudem dazu bei, dass beim Kauf des ersten Rades schnell etwas falsch gemacht werden kann. Damit das Abenteuer Fahrradfahren gelingt, sollten daher ein paar Dinge berücksichtigt werden.

Wann geht es los? Der Zeitpunkt für das erste Kinderfahrrad

Grundsätzlich gilt, dass Eltern ihren Nachwuchs nicht zum Fahrradfahren drängen sollten. Vielmehr sollte er diesen Wunsch eigenständig äussern oder anderweitig deutlich machen, dass er sich für das Fahrradfahren interessiert. Meist werden die ersten Erfahrungen mit dem Fahrrad im vierten Lebensjahr gemacht, braucht der Nachwuchs jedoch länger, so ist das absolut in Ordnung.

Eltern sollten zudem auch ein wenig Geduld mitbringen und mit Spass an die Sache herangehen. Denn gerade in den ersten Tagen kann es zum Beispiel sein, dass das Kind sein neues Gefährt erst einmal nur schiebt oder damit herumrollt. Kinder können sich so ganz in Ruhe mit dem Rad vertraut machen, Mut sammeln und sollten sich alle Zeit lassen können, die sie brauchen. Den richtigen Zeitpunkt zum Aufsteigen wird es dann ganz allein finden.

Abgesehen davon sollten Eltern aber dennoch auf ein paar wichtige Voraussetzungen achten, die beim Fahrradfahren wichtig sind. So ist etwa eine bestimmte Mindestgrösse und Beinlänge nötig, damit sicher gefahren werden kann. Um zu erkennen, ob es für den Nachwuchs geeignet ist, sind insbesondere folgende Faktoren wichtig:

1. Motorische Fähigkeiten – geht es um den Bewegungsdrang und das Bewegungsverhalten, so entwickeln sich Kinder sehr unterschiedlich und individuell. Sofern die körperlichen Voraussetzungen gegeben sind, spricht nichts dagegen, dass Kinder das Fahrrad auch schon mit 3 Jahren besteigen. Vor allem dann nicht, wenn im Vorfeld schon Erfahrungen durch anderen Lernfahrzeuge wie Dreirad und Roller gesammelt wurden.
2. Körpergrösse und Schrittlänge – nicht ganz unwichtig sind ein paar körperliche Voraussetzungen bei der Wahl des passenden Fahrrads. Dabei gilt: Vor einem Fahrradkauf sollte unbedingt die Innenbeinlänge des Kindes gemessen werden. Denn die von vielen Fahrradhändlern angegebene Mindestkörpergrösse ist meist nicht genau genug und kann im Nachhinein für ungewollte Überraschungen sorgen. Abseits dessen sollte aber auch auf entsprechende Qualität bei der Verarbeitung, gute Materialien und etablierte Marken geachtet werden, wenn es an den Fahrradkauf geht.
   Die Schrittlänge und Körpergrösse werden hierbei als Massstab genommen, um die richtige Sattelhöhe zu bestimmen und eine passende Fahrradgrösse auszuwählen. Natürlich muss das Fahrrad dem Kind aber auch gefallen. Passende Modelle lassen sich in allen möglichen knalligen aber auch dezenten Farben finden, wie auf dieser Seite ersichtlich ist. Besonders beliebt sind blaue, rote und auch pinke Räder.
   Einen ungefähren Überblick über die zu wählende Fahrradgröße erhalten Eltern mit dieser Tabelle:

Alter	Grösse	Schrittlänge	Sattelhöhe	Fahrradgrösse
1-1,5 Jahre	86 cm	33 cm	31 cm	Nur Laufräder
1,5-2 Jahre	92 cm	37 cm	35 cm	Nur Laufräder
2-3 Jahre	98 cm	40 cm	38 cm 42 cm	Für Laufräder für 12 Zoll Räder
3-4 Jahre	104 cm	44 cm	47 cm	12-14 Zoll Räder
4-5 Jahre	110 cm	48 cm	52 cm	12-16-Zoll Räder

Fahrradfahren lernen – so geht es

Sind diese grundlegenden Dinge geklärt und ist ein neues Fahrrad für den Nachwuchs gekauft, dann wird es langsam ernst. Wie lernt der Nachwuchs am besten, ohne Stürze Fahrrad zu fahren und wie können Eltern am besten dabei helfen?

• Für die ersten richtigen Pedaltritte auf dem neuen Fahrrad stellen Eltern sich am besten hinter selbiges und halten es fest, damit der Nachwuchs aufsteigen kann. Bis das Kind die Füsse sicher in den Pedalen hat, sollte gewartet werden, dann kann das Fahrrad langsam angeschoben werden. Dabei ganz wichtig: Das Tempo des Kindes berücksichtigen und Geduld haben.
• Gerade bei den ersten Versuchen ist es ganz normal, dass das Fahrrad ein wenig schlingert. Auch wenn es nur wenige Meter sind, selbst kleine Distanzen tragen zum Lernerfolg bei und sorgen vor allem für ein Sicherheitsgefühl bei den Kleinen. Eltern sollten ihren Nachwuchs für diese Teilerfolge immer wieder loben und sie so weitermotivieren.
• Auch ein Sturz gehört in der Regel einfach dazu. Sofern es sich dabei nicht tatsächlich um eine ernsthafte Verletzung handelt, sollte das Kind aber gleich wieder aufsteigen und weitermachen – so lässt sich vermeiden, dass sich direkt eine Angst vor dem Fahrrad aufbaut.
• Damit es zu schnellen Lernerfolgen kommt, ist regelmässiges Üben der wichtigste Faktor. So werden die Kleinen auf dem Rad immer sicherer und werden bald schon ohne Hilfe fahren können. Bei jedem Übungsversuch unverzichtbar: Ein Fahrradhelm, der den empfindlichen Kopf bei Stürzen schützt.

Heutzutage nicht mehr notwendig: Stützräder

Stützräder – wirklich notwendig

Auch wenn Eltern das Fahrradfahren vermutlich selbst noch mit Stützrädern gelernt haben und diese als praktisch empfinden: Heutzutage sind sich nahezu alle Experten darüber einig, dass Stützräder den Lernprozess beim Fahrradfahren nur unnötig verlängern und erschweren.

Kinder lernen durch das statische Gleichgewicht der Stützräder vielmehr, dass sie Ausgleichsbewegungen – die beim normalen Fahren nötig sind – vermeiden.

Ohne Stützräder ist das Fahrgefühl jedoch viel dynamischer und das zunächst erlernte Verhalten muss mühsam wieder abtrainiert werden. Ein Zwischenschritt, der eigentlich völlig unnötig ist.

Zudem bringen sie sogar eine Sturzgefahr mit sich, die durch den Verzicht ganz einfach vermieden werden kann.