Unfruchtbarkeit beim Mann: keine oder wenige Spermien
Unfruchtbarkeit beim Mann: keine oder wenige Spermien
Wenn Sie seit über einem Jahr ungeschützten Sex haben und Ihre Partnerin nicht schwanger wird, sollten Sie und Ihre Partnerin einen Arzt aufsuchen. Wenn Ihre Partnerin über 35 Jahre alt ist, sollten Sie bereits nach sechs Monaten ergebnislosem Üben zum Arzt.
Es gibt verschiedene angeborene oder später erworbene Ursachen. Eine davon ist, dass Sie keine oder nur sehr wenig Spermien haben. Dafür kommen verschiedene Gründe in Frage:
Unterbrechung / Fehlen des Samenleiters (Congenitale bilaterale Aplasie des Vas deferens CBAVD)
Der Samenleiter ist eine lange Röhre, die den Nebenhoden mit der Harnröhre verbindet. Beim Samenerguss fliessen die Spermien aus den Hoden über die Samenleiter in die Harnröhre und von dort durch den Penis nach aussen.
Der Mann hat zwei Samenleiter. Wenn nun beide fehlen oder unterbrochen sind (Beispielsweise durch eine Sterilisierung) bleiben die Spermien in den Hoden. Als Mann spüren Sie nicht, ob Sie Samenleiter haben oder nicht. Erst bei der Samenanalyse wird das Fehlen von Spermien festgestellt.
Die häufigste Ursache ist ein Geburtsfehler. Der Samenleiter fehlt von Geburt an. Die meisten Männer, denen der Samenleiter fehlt, sind oftmals auch Erbträger der zystischen Fibrose (Mukoviszidose).
Therapie
Wenn Ihre Hoden noch Spermien produzieren, können die Samenzellen mit einer mikrochirurgischen epididymalen Spermienaspiration (MESA) direkt aus den Hoden gewonnen werden. Mit den auf diese Weise gewonnenen Samenzellen kann eine IVF- oder ICSI-Behandlung durchgeführt werden.
Samenzellen können aber auch durch eine Biopsie (Punktierung) gewonnen werden. Mit solchen Zellen kann dann aber nur eine ICSI-Behandlung durchgeführt werden.
Vasektomie
Nach einer Sterilisation (Vasektomie) sind die Samenleiter natürlich auch durchtrennt. Eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege ist somit eigentlich nicht möglich - es sei denn, Sie entschliessen sich zu einer sogenannten Refertilisierungsoperation. Dabei werden die Enden der Samenleiter wieder miteinander verbunden (Vasoepididymostomie), sodass die Spermien zum Penis gelangen können. Alternativ können die Samenleiter-Enden auch direkt mit dem Nebenhoden verbunden werden (Vasoepididymostomie).
Nicht immer gelingt eine Refertilisierungsoperation optimal. Ob Sie danach wieder fruchtbar sind oder nicht hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel, wie lange es her ist, seit die Vasektomie durchgeführt wurde. So können Männer nach einer Vasektomie Antikörper gegen Spermien entwickeln oder ihre Hoden sind gar nicht mehr fähig, lebensfähige Spermien zu produzieren.
Um den Kinderwunsch noch zu erfüllen, sind Sie auf jeden Fall auf die Reproduktionsmedizin angewiesen (IVF- oder ICSI-Behandlung) - oder auf eine Fremdsamenspende.
Samenleiter sind verschlossen (Obstruktion)
Die Samenleiter können verschlossen sein. Somit können keine Spermien in das Ejakulat gelangen. Grund für eine solche Verschliessung kann sein:
- Sexuell übertragbare Erkrankung
- Narbengewebe nach einer Bauchoperation
- angeborene Erkrankung
Therapie
Der Verschluss kann oftmals durch eine Vasovasostomie, ein mikrochirurgisches Verfahren, sehr erfolgreich beseitigt werden. Der Verschluss wird herausgeschnitten und die inneren und äusseren Schichten des Samenleiters werden wieder zusammengenäht.
Klinefelter-Syndrom
Das Klinefelter-Syndrom ist eine Chromosomenanomalie (der Mann hat ein zusätzliches X-Chromosom). Beim Vorliegen dieser genetischen Krankheit werden keine oder nur sehr, sehr wenige Spermien produziert. Ein kleiner Hoden und ein kleiner Penis können auf diese Störung hinweisen.
Verantwortlich für die Übertragung der Krankheit auf den Sohn kann u.a. ein hohes Alter der Mutter bei der Schwangerschaft oder das Vorliegen der Störung bereits beim Vater sein.
Das Klinefelter-Syndrom ist also vererbbar. Wenn Sie ein Kind zeugen kann es gut sein, dass es ebenfalls an dieser Krankheit leiden wird.
Therapie
Es ist keine Therapie möglich. Mit einer ICSI können Sie sich zwar Ihren Kinderwunsch erfüllen, jedoch sollten Sie vor Augen habe, dass Sie auch die Krankheit übertragen können.
Transport in den Penis funktioniert nicht
Möglicherweise aber funktionieren die Muskeln, die die Spermien durch den Samenleiter in den Penis befördern, nicht richtig. Auch hier können die Spermien direkt aus den Hoden gewonnen und mit einer IVF- oder ICSI-Behandlung kann der Kinderwunsch erfüllt werden.
Hoden produzieren keine Spermien
In sehr seltenen Fällen produzieren die Hoden gar keine Spermien. Der Grund dafür können hormonelle Störungen, ein Hodenhochstand in der Kindheit, Verletzungen, Nebenwirkungen einiger Medikamente, genetische Störungen und Mumps im Erwachsenenalter sein.
In diesem Fall kann die Fruchtbarkeit auch nicht wieder hergestellt werden. Um den Kinderwunsch zu erfüllen, bleibt nur der Weg über eine Fremdsamenspende.
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Quellen:
- Frauenärzte im Netz www.frauenaerzte-im-netz.de (3.2013)
- Universitätsspital Zürich, Broschüre „Kinderwunsch“ (8. 2011), www.repro-endo.usz.ch (3.2013)