

Bräuche und Traditionen zur Geburt in Deutschland
Baby kommen eigentlich überall gleich zur Welt – mit einer Spontangeburt oder per Kaiserschnitt. Doch was zuvor und danach geschieht, das ist in den verschiedenen Kulturen und Ländern ganz unterschiedlich. Sehr unterschiedliche Traditionen und Rituale gibt es bei unserem nördlichen Nachbarn.
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Hier finden Sie die Rituale aus der Schweiz, dem restlichen Europa, Afrika und dem Rest der Welt.
Babypinkeln
Vor allem in Norddeutschland findet nach der Geburt ein kleines Fest unter dem Namen „Babypinkeln“ statt. Ursprünglich sollte mit dem Trinken von Alkohol (vor allem durch den Vater mit seinen Freunden) dem Baby symbolisch geholfen werden, dass es beim ersten Mal „pinkeln“ keine Schmerzen hat.
Manchmal wird mit dem Fest gewartet, bis Mami und Baby zu Hause sind, damit sie mitfeiern können.
Hühnerfest
Nach alter Tradition in Ostberlin schlachtet der frischgebackene Vater mit Freunden, Nachbarn und Verwandten ein Huhn. Die Männer rupfen das Huhn, säubern es und bereiten eine Hühnerbouillon zu.
Männer, die schon Papi sind, erhalten die Bouillon mit Pouletfleisch. Kinderlose Männer dürfen nur von der Bouillonkosten.
Klapperstorch
In einigen Gegenden stellen Nachbarn, Freunde oder Verwandte nach der Geburt eines Kindes einen hölzernen Storch (Klapperstorch) in den Garten oder auf das Hausdach des Neugeborenen.
Manchmal hält der Storch im Schnabel ein Baby in einer Windel mit einem Band fest. Ist das Band blau, wurde ein Junge, ist es rosa ein Mädchen geboren. So wird das freudige Ereignis weitum verkündet.
Der Grund dazu liegt im alten Galube, dass der Klapperstorch die Kinder bringe. Diese Folklore hat sich weltweit – bis nach Südamerika und zu den Philippinen – verbreitet.
Wäscheleine
Wiederum in anderen Gegenden spannen Nachbarn, Freunde oder Verwandte eine Wäscheleine an der Hausmauer entlang, auf der gebrauchte Babykleidchen oder Spielsachen aufgehängt werden.
Auch damit wird allen Vorbeigehenden angekündigt, dass hier ein Baby geboren wurde.
Bäumchen pflanzen
In einigen Gegenden wird auch heute noch ein Baum als Symbol der Fruchtbarkeit, des Gedeihens und des Wachstum für das Neugeborene gepflanzt. Früher war es Tradition, bei einem Mädchen einen Birnenbaum, bei einem Jungen einen Apfelbaum zu setzen. Heute sind alle Baumsorten möglich - je nach Platz und Angebot.
Bereits die Römer pflegten den Brauch, bei der Geburt eines Kindes einen Baum zu pflanzen. Je nachdem, wie gut der Baum gedeihte, wurde auch auf das Wohlergeben des Babys geschlossen.
Manchmal wird auch die Plazenta (Mutterkuchen) in die Erde gelegt und der Baum darüber gepflanzt – auf dass Baum und Kind gut gedeihen.
Bäumchenstellen
Vor allem in ländlichen Regionen bekannt ist das Bäumchenstellen. Statt eines richtigen Baumes wird ein gefällter Baum - meist eine Tanne vor dem Haus der jungen Familie aufgestellt. Dabei kommen Nachbarn, Freunde und Bekannte alle zusammen und stellen das Bäumchen, verbunden mit einem kleinen Fest für das Neugeborene, auf.
Der Baum wird dann mit alten Babykleidchen und Babyspielsachen geschmückt. Ein Schild mit Name und Geburtsdatum soll den Vorbeigehenden ankündigen, dass hier ein Baby geboren wurde.
Das Bäumchen wird nach mehreren Monaten wieder "gefällt".
„Bixn“ und „Lumpn“
Die alte Tradition „Bixn“ und „Lumpn“ findet man vor allem noch in Bayern und im Alpenraum. So wird am Strassenrand ein Schild mit der Aufschrift „Zur Bixnmacherei“ aufgestellt (wobei die Schreibweise sehr fantasievoll sein kann).
Hängen an dem Schild leere Blechdosen , zeigt es den Vorbeigehenden an, dass hier ein Mädchen geboren wurde. Früher waren Mädchen sehr teuer: Zum einen brauchten sie eine Mitgift, zum anderen verdienten sie nichts, weil sie ja „nur“ im Haushalt helfen durften. Die Büchsen sollten dann die Nachbarn und Freunde dazu bringen, Geld für den armen Vater zu spenden.
Wenn ein Junge geboren wurde, dann werden Lumpen an das Schild gehängt.
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Quellen:
- Marvin Margolis, Philip Parker: The stork fable − some psychodynamic considerations. In: Journal of the American Psychoanalytic Association 20, Nr. 3, 1972, S. 494–511
- Geburtsstorch von Herzding-Klapperstörche aus Holz, www.klapperstorch-herzding.de
- Fotos: Babywelten, Adrian Michel