

Folsäure
Folsäure (Folat) ist eigentlich nur ein Oberbegriff für Vitaminverbindungen mit Folsäurecharakter. Manchmal wird Folsäure auch als Vitamin B9 bezeichnet. Das Vitamin ist wasserlöslich, licht- und hitzeempfindlich. Deshalb gehen beim Erhitzen von Lebensmitteln schon rund 50 Prozent verloren.
Der Name Folsäure stammt vom lateinischen Begriff «Folium» (=Blatt) ab, denn ursprünglich wurde das Vitamin im Spinat entdeckt, wo es in einer hohen Konzentrationen vorkommt.
Leider kann der Mensch nur rund die Hälfte der Folsäure aus Nahrungsmitteln aufnehmen, während die synthetische Folsäure fast 100%ig resorbiert wird.
Folsäure brauchen Sie zur Bildung roter Blutkörperchen, zur Produktion der Hormone Noradrenalin und Serotonin (= chemische Komponenten im Nervensystem) aber auch für die Teilung und Funktion der Zellen.
So ist Folsäure an der Zusammensetzung der DNA (Erbgut) beteiligt und unterstützt die Gehirnfunktionen. Das heisst, man braucht besonders viel Folsäure, wenn man rasch wächst. Das ist bei Ihrem Baby in der Frühschwangerschaft der Fall.
Warum ist Folsäure in der Schwangerschaft wichtig?
Da Folsäure für den Zellteilungsprozess eine entscheidende Rolle spielt, ist das Vitamin ganz wichtig während der Schwangerschaft. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass es einer der wenigen Nährstoffe ist, die einen Neuraldefekt wie einen offenen Rücken (Spina bifida) verhindern können (siehe Foto).
Studien zeigen, dass durch eine Einnahme von genügend Folsäure schon vor und auf jeden Fall während der Schwangerschaft das Risiko für Missbildungen am sogenannten Neuralrohr stark reduziert wird.
Gemäss der “Schweizerischen Gesellschaft zugunsten Personen mit Spina Bifida und Hydrocephalus” (=Wasserkopf) sind rund eines von 1000 Embryos von Spina bifida betroffen, das sind 50 bis 60 Embryos pro Jahr.
Folsäure verringert zusammen mit anderen Vitaminen aber auch das Risiko für andere Fehlbildungen. So zeigt eine ungarische Studie, dass bei einer Einnahme von Folsäure und einem Multivitamin-Mineralstoffpräparat das Risiko für «andere Fehlbildungen» um rund die Hälfte reduziert werden kann. Dazu gehören:
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG-Spalten), die sogenannte Hasenscharte. Pro 500 bis 1000 Kinder kommt ein Kind mit der LKG-Spalte zur Welt. Die LKG-Spalte entsteht zwischen der 5. und der 8. Embryonalwoche und hängt mit der Entwicklung des Neuralrohrs zusammen.
- Angeborene Herzfehler sind von den schwerwiegenden Geburtsgebrechen die häufigsten Fehlbildungen. Rund ein Prozent aller Neugeborenen sind davon betroffen. Auch hier wurde in der ungarischen Studie festgestellt, dass Folsäure das Risiko um rund die Hälfte senkt.
- Fehlbildungen der ableitenden Harnwege konnten durch eine präventive Einnahme von Folsäure um rund 78 bis 85 Prozent gesenkt werden.
- Fehlbildungen an Armen und Beine: Eine andere Studie zeigte auf, dass durch folsäurehaltiges Multivitaminpräparat die Fehlbildungen bei Armen und Beinen um 35 Prozent zurückgingen.
Zudem senkt Folsäure das Risiko von Tumoren des Zentralnervensystems bei Neugeborenen. Wissenschaftliche Studien belegen ausserdem, dass die Folsäureprophylaxe auch das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt erheblich senkt.
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Quellen:
- Broschüre „Folsäure ist unentbehrlich für die normale Entwicklung des Kindes“. Bern: Bundesamt für Gesundheit (BAG), 2008
- «Stiftung Folsäure Offensive Schweiz», Online-Informationen www.folsaeure.ch (Abrufdatum 2013)
- Schweizerische Nährwertdatenbank – Bundesamt für Gesundheit, naehrwertdaten.ch (Abrufdatum 1.2013)
- Tönz O. Das präventive Potential der Folsäure. In: Eichholzer M, Camenzind-Frey E, Matzke A, Amadò R, Ballmer P et al. (eds). Fünfter Schweizerischer Ernährungsbericht. Bundesamt für Gesundheit, Bern, 2005; p. 597–621
- Bloomberg School’s Wendy Klag Center for Autism and Developmental Disabilities, Too Much Folate in Pregnant Women Increases Risk for Autism, May 11, 2016, www.jhsph.edu (14.5.2016)