Die 8 Nachteile eines geplanten Kaiserschnitts

  • Autor: Redaktion Babywelten
  • Veröffentlicht am 8. April 2015

Immer mehr Frauen wollen ihr Baby mit einem Kaiserschnitt zur Welt bringen. Das hat aber nicht nur Vorteile. Eine Nachteile ist die Operationsnarbe, ein anderern das erhöhte Risiko für Unfruchtbarkeit.

Immer mehr Frauen wollen ihr Baby mit einem Kaiserschnitt zur Welt bringen. Das hat aber nicht nur Vorteile, wie viele vielleicht auf den ersten Blick denken. Babywelten erklärt, welche Nachteile und Risiken ein Kaiserschnitt gegenüber einer natürlichen Geburt hat.

1. Keine Spontanität / kein Geburtserlebnis

Mit dem geplanten Kaiserschnitt nimmt man sich die Möglichkeit des spontanen Erlebnisses, des Überraschungseffektes. Viele Frauen sind auch enttäuscht, wenn man Ihnen sagt, dass Sie einen Kaiserschnitt haben müssen, weil es Komplikationen gibt, das Becken nicht gross genug ist etc. Sie fühlen sich dann nicht als „richtige“ Frau, weil sie ihr Baby nicht „richtig“ zur Welt bringen konnten. Sie fühlen sich um das Geburtserlebnis gebracht, das viele Frauen als eindrücklich, gewaltig und befreiend empfinden.

2. Operationsrisiken

Bei jeder Operation besteht ein Risiko. Auch beim Routineeingriff Kaiserschnitt.

Das häufigste Problem nach einem Kaiserschnitt kann eine gewisse Darmträgheit sein. Sie könnten also unter Verstopfung leiden. Gelegentlich gibt es Probleme bei der Entleerung der Blase. Hier könnte ein Einmalkatheter helfen. Eventuelle Blasenentzündungen werden mit reichlich Flüssigkeit und gegebenenfalls Antibiotika behandelt.

Nach einer Operation, egal welcher Art, kann es zu Wundinfektionen kommen. Die Blutgerinnung hat sich während der Schwangerschaft verändert und die Gefahr von Thrombosen ist gestiegen.

Selten kommt es während des Kaiserschnitts zu sehr hohem Blutverlust, sodass Sie eine Bluttransfusion haben müssen. Oder es können andere Organe (Blase, Darm) verletzt werden, was eine weitere Operation nach sich zieht.

3. Komplikationen nach der Geburt

Das Risiko, dass sich die Gebärmutter nach einem Kaiserschnitt nicht richtig zusammenzieht ist nach einem Kaiserschnitt etwas erhöht, da der Hormonhaushalt etwas durcheinander ist.

Eine neue Studie bei über 13'000 Geburten aus Schweden zeigt, dass das Risiko von Komplikationen bei einem geplanten Kaiserschnitt - egal ob es sich um einen medizinisch indizierten oder einen Wunschkaiserschnitt handelt - höher ist als bei einer vaginalen Geburt und zwar:

  • rund doppelt so hohes Blutungsrisiko
  • rund 2.6 mal so hohes Risiko für eine Infektion
  • das Risiko für Stillschwierigkeiten ist rund sechs mal so hoch
  • rund 2,7 mal so hohes Risiko für Atemprobleme beim Baby.

4. Narbenschmerzen

kaiserschnittarbe, operationsnarbe copyright babywelten
Kaiserschnittnarbe 5 Tage nach der Geburt. Jetzt werden die Klammern entfernt.
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Kaiserschnittnarbe nach der Abheilung.

Während die Frauen nach einer vaginalen Geburt schon ein paar Stunden nach der Entbindung mit Ihrem Kind auf dem Arm wieder herumlaufen, müssen Sie nach dem Kaiserschnitt leider erst einmal das Bett hüten. Statt Schmerzen während der Geburt werden Sie nun Schmerzen haben.

In den ersten Tagen nach der Operation können diese Schmerzen sehr heftig sein. Sie werden in den ersten Stunden nicht alleine aufstehen können. Das bedeutet, dass Sie auf Hilfe angewiesen sind, wenn Ihr Kind schreit und an Ihre Brust gelegt werden soll, dass Sie Ihr Baby selbst noch nicht wickeln und baden können.

Sie werden eine Kanüle in Ihrer Narbe haben, einen Drain, durch den das überschüssige Blut abläuft. Das wird Sie beim Aufstehen und Herumlaufen behindern.

Der Narbenschmerz wird noch Tage, manchmal sogar Wochen anhalten und es wird mindestens sechs Wochen dauern, bis Ihre Narbe verheilt ist.

Die Narbe wird dann im Laufe der Jahre zu einem silbernen, dünnen Strich verblassen. Aber Sie werden diese Narbe ein Leben lang haben.

5. Längerer Aufenthalt in der Klinik

Nach einem Kaiserschnitt werden Sie in der Regel bis vier bis sechs Tage im Spital bleiben müssen, während Sie nach einer Spontangeburt nach 2 bis 3 Tagen nach Hause dürfen.

6. Mögliche Spätfolgen für die Mutter

Als mögliche Spätfolgen können in seltenen Fällen Wucherungen und Verwachsungen in der Gebärmutter entstehen, die im schlimmsten Fall die Funktion der Eierstöcke beeinträchtigen und zur Unfruchtbarkeit oder gar zur Entfernung der Gebärmutter führen.

Eine Studie Studie des European Board & College of Obstetrics & Gynecology, zeigte, dass ein Wunschkaiserschnitt die Folgegeburtsrate um 9 bis 11 Prozent verringerte. Im Vergleich zu jenen, die ihr erstes Kind spontan zur Welt brachten, stieg auch das Risiko von Bluttransfusionen, einer totalen Gebärmutterentfernung oder einer Fehllage der Plazenta (Placenta praevia).

7. Mögliche Risiken für das Baby

Ob die Geburtsart „Kaiserschnitt“ für ein Kinder besser oder schlechter als eine Spontangeburt ist, da scheiden sich die Geister: Die einen nennen den Kaiserschnitt die sicherste Methode, die anderen behaupten, dass das Kind die Stresssituation der Geburt für sein späteres Leben braucht.

So zeigen Statistiken, dass Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kamen, häufiger Atemprobleme haben (mehr als doppelt so viele). Diese treten vorwiegend bei Kindern auf, bei denen die Mutter keine Wehen hatte oder die vor der SSW 39 auf die Welt geholt werden.

Aus ganzheitlicher Sicht wird vom Kaiserschnitt abgeraten, da man die Wehen als Vorbereitungsphase für den Eintritt ins Leben sieht. Beim Kaiserschnitt wird das Kind mit einem Griff aus der Wärme und Geborgenheit der Gebärmutter ans Licht, in den kalten und lauten Operationssaal gerissen.

8. Mögliche Spätfolgen für das Baby

Eine dänische Langzeitstudie hat 1,9 Millionen Kinder von ihrer Geburt bis hin zu ihrem 15 Lebensjahr beobachtet und dabei festgesetllt, dass Kaiserschnitt-Kinder bei gewissen Krankheiten ein erhöhtes Risiko haben. Das sind vor allem:

  • Asthma
  • Systemkrankheiten des Bindegewebes
  • juvenile Arthritis
  • entzündliche Darmerkrankungen
  • Immunschwäche und Leukämie.

Kein Zusammenhang zum Kaiserschnitt wurde festgestellt bei Diabetes Typ 1, Schuppenflechte und Zöliakie gefunden.

Um die Immunkräfte des Babys zu stärken, wird deshalb in den USA und Australien das sogenannte Seeding angewandt: Das Baby wird nach dem Kaiserschnitt mit Scheidensekret der Mutter bestrichen - mehr dazu unter "Seeding" nach Kaiserschnitt

Erhöhtes Asthmarisiko

In einigen Studien wird gezeigt, dass Kaiserschnitt-Kinder ein rund 20% höheres Risiko haben, an Asthma zu erkranken. So haben sie wegen der fehlende Hormonausschüttung, die aber vaginal Geborene erleben, einen schlechteren Lungenschutz.

Deshalb neigen sie auch verstärkt zu Atemwegserkrankungen.

Erhöhtes Allergierisiko

Eine norwegische Studie hat einen Zusammenhang zwischen dem Allergierisko bei Kindern und dem Kaiserschnitt hergestellt. Demnach haben Kaiserschnitt-Kinder von Müttern mit bekannten Allergien ein siebenfach erhöhtes Risiko ebenfalls eine Allergie zu haben als Kinder, die vaginal geboren wurden.

Der Grund dazu haben schwedische Ärzte haben erforscht. Sie haben festgestellt, dass ein Kasierschnitt-Baby in den ersten zwei Lebensjahren ein deutlich geringeres Artenspektrum an Darmbakterien zeigt, als ein Baby, das vaginal geboren wurde. Zudem ergaben Analysen von Blutproben schwächere Aktivitäten von Immunzellen, die allergische Reaktionen hemmen können. Vor allem die im Dickdarm vorherrschenden Bakterien der Bacteroides-Gruppe besiedelten den Darm meist verzögert und in geringeren Mengen. Diese Keimart spielt wahrscheinlich beim Schutz vor Allergien eine besondere Rolle.

In Blutproben, die dem Kind im Alter von 6, 12 und 24 Monaten nach dem Kaiserschnitt entnommen wurden, war der Spiegel an Botenstoffen sogenannter T-Helferzellen niedriger als bei Babys nach natürlicher Geburt. Eine geringere Aktivität dieser Immunzellen könnte für eine Fehlregulation der Immunabwehr mitverantwortlich sein, wie sie bei Allergien typisch ist.

Der Darm Ihres Babys ist eigentlich keimfrei – bis das Baby durch den Geburtskanal kommt. Hier gelangen Milchsäurebakterien und weitere Mikroben durch den Mund in den Darm des Babys. Bei einem Kaiserschnitt dagegen gelangen als erstes Staphylokokken und andere Hautkeime in den Darm des Babys. Mit der Zeit allerdings bildet sich bei allen Babys eine dauerhafte Mischpopulation zahlreicher Mikrobenarten, die eine wichtige Rolle bei der Reifung des Immunsystems übernehmen.

Erhöhte Tendenz zu Übergewicht

Eine US-Studie hat zudem gezeigt, dass Kinder, die durch einen Kaiserschnitt zur Welt kamen, eher Übergewicht haben als spontan geborene. So wurde bei den 3jährigen Kindern bei 15.7% im Alter von 3 Jahren Übergewicht festgestellt, während bei den vaginal geborenen nur 7.5% an Übergewicht litten. Den Unterschied begründen die Wissenschaftler mit der Darmflora. Kaiserschnittkinder hätten mehr Firmicutes-Bakterien im Darm (gute Nahrungsverwerter) dafür weniger Baceroides-Bakterien (schlechte Nahrungsverwerter). Dieses Verhältnis würde sich auch bei übergewichtigen Erwachsenen zeigen.

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Quellen:

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  • Fotos: © Babywelten GmbH / Cara-Foto - Fotolia.com