

"Seeding" nach Kaiserschnitt
Nebst vielen anderen Vor- und Nachteilen muss das Baby beim Kaiserschnitt nicht durch den Geburtskanal und Ihre Vagina schlüpfen, sondern wird steril gleich aus der Gebärmutter zur Welt geholt. Das bedeutet, dass es mit gewissen Keimen und Bakterien, die ganz normal in Ihrer Vagina sind, nicht in Kontakt gekommen ist.
Studien haben nun gezeigt, dass Kaiserschnittkinder anfälliger für Infekte, aber auch für Allergien und Asthma sind. Den Grund dafür vermuten nun Experten darin, dass das Kaiserschnittbaby eben nie mit dem Sekret aus der Vagina der Mutter in Kontakt kam.
In Australien und den USA wird daher nach dem Kaiserschnitt oftmals das sogenannte Seeding gemacht (englisch: verteilen, säen).
Was passiert beim Seeding?
Beim Seeding wird das Baby rund eine Stunde nach der Geburt von Kopf bis Fuss mit dem Scheidensekret der Mutter eingerieben.
Dazu wird der Schwangeren eine Stunde vor dem Kaiserschnitt eine mit Salzwasser getränkte Mullbinde in die Vagina geschoben. Unmittelbar vor dem Kaiserschnitt, wenn sich der Stoff mit Sekret vollgesogen hat, wird sie gleich einem Tampon wieder herausgezogen und in einem sterilen Behälter aufbewahrt.
Wenn Ihr Kind dann auf der Welt ist, werden sein Gesicht und sein Körperchen mit dieser Mullbinde abgerieben. Zudem wird etwas von der Sekretflüssigkeit in den Mund des Neugeborenen geträufelt, damit es dasselbe „Erlebnis“ hat, wie wenn es vaginal geboren wäre.
Manchmal wird das Baby auch für kurze Zeit in die feuchte Binde eingewickelt, denn während einer normalen Geburt ist es ja auch längere Zeit über dem Sekret ausgesetzt.
Was ist der Vorteil eines Seedings?
Ihr Scheidensekret enthält rund 300 unterschiedliche Mikroorganismen. Viele davon sind für die Stärkung des Immunsystems zuständig. Wenn Ihr Baby bei einer vaginalen Geburt – oder eben beim Seeding nach einem Kaiserschnitt – mit Ihren Keimen und Bakterien in Kontakt kommt, soll dies sein Immunsystem stärken.
Nachteile von Seeding?
Genau so aber, wie viele der 300 Bakterien im Scheidenskret das Immunsystem des Babys stärken können, so gibt es auch Bakterien, die schaden. So droht beispielsweise die gefahr, dass sich das Baby mit E.coli, Streptokollen oder sexuell übertragbaren Krankheiten anstecken kann.
Dänische Gynäkologen warnen daher vor einem Seeding: Ein Abstich enthält nicht dieselben Bakterien wie sie mit einer Vaginalgeburt mit dem Baby in Berühung kommen. Dort ist das Vaginalsekret beispielweise auch durch das Fruchtwasser und durch Blut verdünnt.1
Andere Experten glauben, dass es beim Seeding zu wenig Sekret und die Zeit zu kurz ist, als dass ein kompakter und wirksamer Immunschutz aufgebaut werden könnte.
So ist das Seeding in Europa nur lagsam auf dem Vormarsch.
Studien fehlen
Noch gibt es keine Langzeit-Studien, ob und wie sehr diese Methode der Immunisierung funktioniert. Einzig eine Mikrobiologin der New York University hat 17 Babys untersucht, davon waren sechs per Kaiserschnitt zur Welt kommen. Von diesen sechs wurden vier nach der Geburt mit dem Scheidensekret eingerieben, was gemäss der Forscherin einen positiven Effekt auf die Gesundheit im ersten Lebensjahr gehabt habe. Doch diese Zahlen sind viel zu wenig für eine repräsentative Studie.
Artikel teilen:
Quellen:
- 1 Th Haahr, Vaginal seeding: more questions than answers, 8.2017, onlinelibrary.wiley.com (Abrufdatum 9.10.17)