Nabelschnurrestblut & Stammzellen

  • Autor: Redaktion Babywelten
  • Veröffentlicht am 11. Dezember 2013

Nabelschnurrestblut ist das Blut, das nach der Abnabelung Ihres Babys noch in der Plazenta und dem anderen Teil der Nabelschnur bleibt. Es enthält Stammzellen und kann eingelagert werden.

Seit der ersten erfolgreichen Nabelschnurblutspende vor über 20 Jahren haben Transplantationen von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut stark zugenommen. Gemäss einer wissenschaftlichen Umfrage wird geschätzt, dass seit 1998 20% aller Stammzelltransplantationen bei Patienten unter 20 Jahren von Nabelschnurblut stammen. In Japan werden bereits rund 50% aller Stammzelltransplantationen mit Nabelschnurblutspenden durchgeführt.

Nabelschnurrestblut ist das Blut, das nach der Abnabelung Ihres Babys noch in der Plazenta und dem anderen Teil der Nabelschnur bleibt. Das sind rund 30 bis 150ml Restblut. Normalerweise wird dieses Blut mit der Plazenta entsorgt (kremiert).

In diesem Blut jedoch gibt es nebst den normalen Blutzellen auch eine kleine Anzahl von so genannten blutbildenden (hämatopoetischen) Stammzellen. Diese Zellen haben sich noch nicht festgelegt, was sie einmal sein sollen. So können sie sich zu verschiedenen Gewebe- oder Zelltypen im Körper weiterentwickeln, wie Leber- Herzmuskel-, Knochen- oder Blutzellen. So kann man mit ihrer Hilfe verschiedene Krankheiten heilen.

Wozu wird Nabelschnurrestblut verwendet?

Bereits wurden weltweit über 6000 erfolgreiche Transplantationen mit Nabelschnurblut durchgeführt. Es wird als Alternative zu Knochenmark verwendet, um verschiedene Krankheiten zu heilen. Bereits wurde es erfolgreich bei rund 70 Krankheiten eingesetzt wie

  • Leukämie
  • vererbte Blutfarbstofferkrankungen wie Thalassämie
  • vererbte Immunsystemerkrankungen
  • vererbte Stoffwechselerkrankungen wie z.B. die Hurler Erkrankung.

Einzelne Wissenschaftler sind überzeugt, dass mit Stammzellen in Zukunft noch viel mehr Krankheiten behandelt werden können wie Alzheimer, Parkinson oder Diabetes. Aber möglicherweise auch Abnutzungserkrankungen des Herzens, des Hirns oder Verletzungen des Rückenmarkes bei Querschnittslähmung.

Kritische Stimmen hingegen glauben, dass solche Visionen bis zu deren Umsetzung noch sehr, sehr lange Forschungen in Anspruch nehmen werden. Zudem befürchten sie, dass nach der Transplantation die Gefahr besteht, dass die Krankheit später wieder ausbricht. Schliesslich wurde ja ebendiese Krankheit auch mit von ebendiesen Zellen ausgelöst: Wenn beispielsweise ein Kind mit Leukämie mit seinem eigenen Nabelschnurrestblut behandelt wurde, kann es sein, dass es erneut an Leukämie erkrankt.

Wie helfen Stammzellen?

Bei einer Erkrankung werden durch die Transplantation die defekten Blutzellen durch gesunde, neue Stammzellen aus dem Nabelschnurblut ersetzt. Die transplantierten Zellen sorgen bei den Patienten dafür, dass sich neues Blut bildet und das Immunsystem regeneriert. Im Gegensatz zu Stammzellen aus dem Knochenmark haben die "jungen" Nabelschnurblut-Stammzellen noch nicht gelernt, Fremdkörper abzuwehren. Daher kommt es nach der Transplantation seltener zu Komplikationen, bei der die neuen Zellen Organe des Patienten angreifen (Graft-versus-Host-Erkrankung).

Damit eine solche Transplantation durchgeführt werden kann, müssen die Blutgruppen und verschiedene, andere Zellmerkmale von Spender und Empfänger möglichst deckungsgleich sein.


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Quellen:

  • BAG Allgemeine Zahlen und Fakten zur Transplantation von Blutstammzellen www.bag.admin.ch (Abrufdatum 4.2013)
  • Cord blood banking: information for parents. Royal College of Obstetrician and Gynaecologists. August 2006
  • Nabelschnurblutspende – Information für werdende Eltern, eine Information des Unispitals Zürich, 2010 www.geburtshilfe.usz.ch
  • Swiss Blood Sterm Cell www.sbsc.ch 8Abrufdatum 4.2013)
  • Wagner AM, Surbek D, Nicoloso G, Bart T, Schwabe R, Castelli D, Troeger C, Baerlocher GM, Nabelschnurblut-Stammzellspende: Wie ist der heutige Stand? Schweiz Med Forum. 2011;A11(39):676-680 www.medicalforum.ch
  • Foto: Greg G, 2011