Paracetamol während der Schwangerschaft
Bislang wurde der schmerzstillende Wirkstoff Paracetamol (in der Schweiz enthalten z.B. in Dafalgan, Panadol, ben-u-ron) während der Schwangerschaft als bedenkenlos empfohlen. Doch jetzt warnen neue Studien vor einer häufigen Einnahme.
So wurde seit längerem gezeigt, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft häufig Paracetamol einnahmen, vermehrt Asthma bekamen. Allerdings ist der direkte Zusammenhang noch nicht vollständig geklärt.
Sprachverzögerung
Bei jedem 10. Mädchen haben schwedische Forscher Sprachverzögerungen festgestellt, wenn ihre Mutter zwischen der 8. und 13. Schwangerschaftswoche Paracetamol eingenommen hatte1. Haben die Mütter in dieser Zeit mehr als sechs Mal Paracetamol eingenommen, so zeigte sich bei den Mädchen eine sechsmal häufigere Sprachverzögerung als bei Mädchen, deren Mütter kein Paracetamol eingenommen hatten.
Untersucht wurden die Kinder im Alter von drei Jahren.
Zunahme von ADHS
Eien neue Studie zeigt einen gewissen Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) und der EInnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft - allerdings nur, wenn die Schwanger während mehr als 29 Tagen das Schmerzmittel einnimmt. In diesem Fall kann sich das ADHS-Risiko verdoppelt.1
Schwangere, die Paracetamol nur gelegentlich einnahmen, gehen kein erhöhtes Risiko für ihr Baby ein.
Die norwegische Studiebesagt, dass bei einer Einnahme von mehr als 28 Tage auch vermehrt Störungen in der motorischen Entwicklung und im Kommunikations- und Sozialverhalten auftreten könnten. Zudem erkannten die Forscher ein erhöhtes Asthmarisiko. In dieser Studie wurden auch die Geschwister miteinander verglichen.
Ebenfalls in der norwegischen Studie wurde untersucht, ob es einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Wirkstoff Ibuprofen und Auffälligkeiten der Kinder gibt. Hier konnte kein Zusammenhang festgestellt werden, wenn die Mutter während der Schwangerschaft regelmässig Ibuprofen eingenommen hatte.
Männliche Fruchtbarkeit
Offensichtlicher ist ein Zusammenhang zwischen einer Fehlbildung der Hoden von männlichen Babys und der Einnahme des Schmerzmittels während den ersten zwei Trimestern der Schwangerschaft.
Konkret zeigten bereits Studien 2010, dass Paracetamol den postpartalen Kryptorchismus (die Hoden wandern nicht in den Hodensack) begünstigt und die spätere Spermienqualität und Spermienzahl reduziert.
Nur unter ärztlicher Aufsicht
Auch wenn Paracetamol in der Schweiz rezeptfrei erhältlich ist, sollten Sie während der Schwangerschaft nicht unbedenklich und ohne ärztlichen Rat Schmerzmittel einnehmen. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie ein Schmerzmittel brauchen.
Oder greifen Sie zu den guten alten Hausmittelchen, die wir für Sie zusammengestellt haben: Alternative Behandlungen von A bis Z
Artikel teilen:
Quellen:
- 1 Arznei-News.de, Paracetamol in der Schwangerschaft, arznei-news.de (Abrufdatum 17.3.18)
- Eivind Ystrom, Prenatal Exposure to Acetaminophen and Risk of ADHD, Okt. 2017, pediatrics.aappublications.org (Anrufdatum 10.12.17)
- Ragnhild Eek Brandlistuen, Prenatal paracetamol exposure and child neurodevelopment: a sibling-controlled cohort study, doi:10.1093/ije/dyt183, www.publichealth.pitt.edu (5.11.2014)
- Jensen u.a. , Maternal Use of Acetaminophen, Ibuprofen, and Acetylsalicylic Acid During Pregnancy and Risk of Cryptorchidism, doi: 10.1097/EDE.0b013e3181f20bed, journals.lww.com (5.11.2014)
- David Møbjerg Kristensen, Intrauterine exposure to mild analgesics is a risk factor for development of male reproductive disorders in human and rat, Received August 5, 2010, humrep.oxfordjournals.org (Abrufdatum 5.11.2014)
- Seif O. Shaheen, Prenatal and infant acetaminophen exposure, antioxidant gene polymorphisms, and childhood asthma, December 2010, www.jacionline.org (Abrufdatum 5.11.2014)
- Zeyan Liew, Acetaminophen Use During Pregnancy, Behavioral Problems, and Hyperkinetic Disorders, JAMA Pediatr. 2014;168(4):313-320. doi:10.1001/jamapediatrics.2013.4914, archpedi.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1833486 (Abrufdatum 5.11.2014)