Vergesslichkeit

  • Autor: Redaktion Babywelten
  • Veröffentlicht am 10. Dezember 2015

Vergesslichkeit, Zerstreutheit und Schusseligkeit während der Schwangerschaft sind ein ganz normales Pänomen. Babywelten erklärt, wie Sie die Vergesslichkeit etwas lindern können.

Termine sind plötzlich vergessen, der Schlüssel ist verschwunden, die Teetasse steht nun im Kühlschrank und frau hat keine Ahnung, was aus dem Einkaufszettel geworden ist, den sie doch vorhin in ihre Tasche gesteckt haben…

Aber auch das für Frauen so berühmte „Multitasking“ funktioniert plötzlich nicht mehr. Denn von der Vergesslichkeit oder Schwangerschaftsdemenz, wie das Phänomen fälschlicherweise auch genannt wird, sind nicht nur das Kurzzeitgedächtnis und Konzentrationsfähigkeit sondern ist das ganze Denken betroffen.

Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, das ist vollkommen normal. Eine Hebamme sagt es so: "Während der Schwangerschaft gibt es Dellen im Gehirn - aber nach der Geburt wird alles wieder beim Alten sein.

Hormonelle Ursachen

Der Grund, dass das „Hirn Dellen bekommt“, wie eine Hebamme so schön formuliert, liegt einmal mehr in den Hormonen:

Während der Schwangerschaft haben Sie mehr Cortisol (Hydrocortison). Das ist ein Stresshormon, das verschiedene Vorgänge im Körper hemmt wie das Immunsystem und Entzündungen. Es ist eigentlich als Schutz für Sie und das Baby gedacht. Doch die Hormone beeinflussen natürlich auch das Gehirn.

Wenn Sie zusätzlich zur Schwangerschaft noch Stress haben oder sich beispielsweise Sorgen machen, wie es nach der Geburt weitergeht, ob Sie der Verantwortung als Mutter gerecht werden können, oder ob Ihr Partner Ihnen zu Seite steht, wird der Stresspegel zusätzlich erhöht, wodurch noch mehr Cortisol ausgeschüttet wird.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass ferner das Oxytocin die Vergesslichkeit weiter verstärkt. In einer Studie hat sich gezeigt, dass Männer, die Oxytocin erhalten haben, deutlich weniger gut Wörter vervollständigen konnten also solche, die nur Placebo erhalten haben.

Weitere Ursachen für Vergesslichkeit und Schussligkeit

Natürlich tut auch der Schlafmangel, der sich wegen des grossen Bauches und dem dauernden Drang, aufs WC zu gehen, gegen Ende der Schwangerschaft einstellt, seinen Teil dazu, dass Sie schussliger und vergesslicher werden.

Denn, wenn der Tiefschlaf mit den REM-Phasen ständig unterbrochen wird, senkt sich die Konzentrations- und Merkfähigkeit enorm.

Und nicht zuletzt können Sie die Schuld für die Vergesslichkeit auch auf die Flut von Gefühlen schieben, durch die Sie derzeit vermutlich gehen: Freude – Angst, Glück – Zweifel, Traurigkeit – Himmelhochjauchzend, da wird Ihr Gehirn ganz schön gefordert und am „logischen Denken“ gehindert.

Vergesslichkeit ist abhängig vom Geschlecht Ihres Babys

Ein interessanter Fakt ist: Je vergesslicher Sie sind, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein Mädchen erwarten.

Das haben kanadische Wissenschaftler in einer Studie mit 39 Frauen herausgefunden: So schnitten Schwangere, die einen Jungen erwarteten, bei den drei schwierigsten der insgesamt acht Tests deutlich besser ab als Frauen, die ein Mädchen bekamen. Keinen Einfluss auf die Vergesslichkeit haben hingegen Schulbildung, die Anzahl und das Geschlecht älterer Kinder. Ebenso würden Übelkeit während der Schwangerschaft, Stimmungsveränderungen und Schlafstörungen keine Rolle spielen.

Die Wissenschaftlicher vermuten, dass ein bislang unbekannter Stoff, den Ihr Baby oder die Plazenta abgibt, das Gedächtnis während der Schwangerschaft beeinflusst. Bei dem Stoff könnte es sich um das sogenannte humane Choriongonadotropin (hCG) handeln. Er ist je nach Geschlecht des Fötus in unterschiedlicher Konzentration vorhanden: Frauen, die mit einem Mädchen schwanger sind, haben viel höhere hCG-Werte als Frauen, die einen Sohn erwarten.

Da dieser Stoff leicht ins Hirn eindringen kann und dort mit Arealen interagiert, die für das Gedächtnis zuständig sind, könnten Veränderungen des hCG-Spiegels zu den unterschiedlichen Gedächtnisleistungen führen, vermuten die Forscher.


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Quellen:

  • Julie Henry, A review of the impact of pregnancy on memory function, Journal of Clinical and Experimental Neuropsychology (Impact Factor: 2.08). 12/2007, www.researchgate.net (Abrufdaum 10.12.2015)
  • Neil Watson, Sex of fetus may determine severity of forgetfulness in pregnancy, May 10, 2005, www.sfu.ca (10.12.2015)
  • Foto: RTimages by Fotolia