Geburtsagenda für angehende Papis (spontane Geburt)

  • Autor: Redaktion Babywelten
  • Veröffentlicht am 9. November 2019

Wenn Sie sich entschieden haben, bei der Geburt dabei zu sein, sollten Sie sich über die Abläufe im Gebärsaal informieren. So können Sie Ihrer Partnerin eine echte Stütze sein.

Geburts-Agenda für angehende Papis/Geburtspartner (spontane Geburt)

vor geburt babywelten Wenn Sie sich entschieden haben, bei der Geburt dabei zu sein, dann sollten Sie sich eingehend über die Abläufe im Gebärsaal und während der Geburt informieren. So können Sie Ihrer Partnerin eine echte Stütze sein.

Wir haben hier die wichtigsten Punkte für eine spontane Geburt zusammengefasst. Sie können auch unsere Geburtsagenda als pdf ausdrucken, damit Sie sie mit ins Spital oder Geburtshaus nehmen können.

Vor dem Tag X

Schon Tage oder Wochen vor der Geburt wird Ihre Partnerin wilde Wehen spüren. Das ist ein Zwicken und Zwacken, das von Rückenschmerzen begleitet ist. Vielleicht ist sie auch übel gelaunt oder nahe am Wasser gebaut.

Ihr Job ist es nun
  • Stets erreichbar zu sein, denn es kann jederzeit losgehen…
  • Sich Zeit für sie zu nehmen und sie in den Arm nehmen.
  • sie abzulenken, indem Sie beispielsweise ein paar Freunde einladen, mit ihr spazieren oder ins Kino gehen. Seien Sie aber nicht enttäuscht, wenn Sie vor dem Ende des Films nach Hause will, weil es im Kinostuhl doch gar unbequem ist.
  • Ihr ein Wellnessbad vorzubereiten und ihr den Rücken zu massieren.
  • Besprechen Sie jetzt schon mit Ihrer Partnerin, ob und wie Sie im Gebärsaal Fotos und Videos machen sollen. Denn nur wenig Frauen mögen Fotos oder Videos von sich mit schmerzverzerrtem Gesicht, verschwitzt und stöhnend. Auch ist es nicht jeder Fraus Sache, später die Bilder ihrer blutverschmierten Vagina zu sehen. Lieber vorher alles klären, als dann mitten in der Geburt.

Tag X, wenn die Wehen einsetzen

Ihre Partnerin wird Sie vielleicht aufgeregt anrufen und sagen, dass die Wehen nun regelmässiger kommen. Verfallen Sie nun nicht gleich in Panik denn von nun an kann es noch Stunden dauern, bis Ihr Baby da ist: Eine normale Geburt dauert zwischen vier und 18 Stunden und verläuft in drei Phasen:

Eröffnungsphase

Ihre Partnerin wird noch immer zu Hause sein. Es ist wünschenswert, wenn Sie nun schon bei ihr sind. Aber es gibt auch Frauen, die lieber noch etwas alleine sind, ein Bad nehmen oder mit Freundinnen telefonieren, um sich abzulenken. Denn die Eröffnungsphase kann bis zu 12 Stunden dauern, wenn Ihre Partnerin das erste Baby erwartet, oder auf bis zu vier Stunden verkürzt werden, bei Frauen, die schon Mütter sind. Im Schnitt können sie mit sechs bis acht Stunden rechnen.

Ihr Job ist es nun
  • Sich langsam auf die Geburt einzustellen.
  • Sie haben nun genügend Zeit, Ihr Meeting oder die angefangene Arbeit zu beenden, den Computer herunterzufahren, die Combox einzuschalten und die Abwesenheitsmeldung bei Ihren Mails zu aktivieren. Dann aber machen Sie sich auf den Weg zu Ihrer Partnerin.

Erst wenn die Wehen alle 10 Minuten kommen oder sogar die Fruchtblase bereits geplatzt ist, heisst es: Ab ins Spital oder ins Geburtshaus.

Ihr Job ist es nun
  • Kühlen Kopf zu bewahren: Ihre Partnerin wird wahrscheinlich immer aufgeregter ob der Dinge, die nun auf sie zukommen werden.
  • Vergessen Sie Ihre und die Kliniktasche Ihrer Partnerin nicht und schalten Sie nun das Handy aus. Ab jetzt gehört Ihre Aufmerksamkeit ganz Ihrer Partnerin.
  • Legen Sie einen aufgeschnittenen Plastiksack auf die Lederpolster Ihres Autos. Denn, sofern noch nicht geschehen, kann jederzeit nun die Fruchtblase platzen und das Fruchtwasser abgehen. Auch wenn sich alles abwaschen lässt, eine wasserfeste Unterlage tut hier gute Dienste.

Im Spital oder Geburtshaus

Im Spital oder Geburtshaus werden Sie vom Geburtshelferteam empfangen und je nach Stadium der Geburt noch in die Wochenbettabteilung oder in den Gebärsaal gebracht. Die Hebamme wird Ihre Partnerin untersuchen und ihr wahrscheinlich ein CTG anziehen (Gerät zur Messung des Herzschlages des Babys und der Wehentätigkeit). Sie werden durch den Lautsprecher verstärkt die Herztöne mithören können.

Die Hebamme wird ferner wahrscheinlich vaginal den Muttermund abtasten, um zu spüren, wie weit er schon offen ist.

Von nun an obliegt Ihnen nicht mehr die ganze Verantwortung und Pflege Ihrer Partnerin alleine. Auch die Hebamme und evtl. weitere Personen werden sich um das Wohl Ihrer Partnerin kümmern. Aber je nach Belegung werden Sie zeitweise mit Ihrer Partnerin auch alleine sein.

Die Wehen werden nun regelmässiger – so alle drei bis sechs Minuten. Sie werden aber auch stärker und damit schmerzhafter. Die Gebärmutter zieht sich immer mehr zusammen und zieht so den Gebärmutterhals nach oben. Da er weich und dehnbar ist, öffnet sich ganz langsam der Muttermund. Deshalb wird diese Phase Eröffnungsphase genannt.

Ihr Job ist es nun
  • Halten Sie Ihre Partnerin, sind Sie körperlich aber auch mit Ihren Gedanken nun ganz für sie da.
  • Bieten Sie ihr zu essen oder zu trinken an – oder hören Sie ihr einfach zu, was sie beschäftigt oder bedrückt.
  • Massieren Sie ihr den Rücken und helfen Sie ihr, es sich so bequem als möglich zu machen.
  • Erinnern Sie sie daran, dass sie regelmässig aufs WC geht, damit das Baby mehr Platz hat.
  • Seien Sie Medium zwischen Ihrer Partnerin und den Hebammen, den Geburtshelfern und helfen Sie Ihrer Partnerin, nötige Entscheidungen zu treffen, ohne sie zu überfahren (Epiduralanästhesie etc.)

Austreibungsphase

Diese Phase nennt man so, weil nun das Baby geboren, also ausgetrieben wird. Sie beginnt, wenn der Muttermund ganz geöffnet ist (mindestens 10 cm). Spätestens nun wird die Fruchtblase platzen und Ihre Partnerin wird Wasser verlieren. Das ist vollkommen normal und kündigt nun die eigentliche Geburt an. Das Baby rutscht in den Geburtskanal und die Wehen werden stärker.

Ihr Baby ist nun in den Beckeneingang gerutscht und drückt mit dem Kopf auf den Beckenboden Ihrer Partnerin. Die Wehen sind nun sehr schmerzhaft und die Hebamme wird Ihrer Partnerin sagen, dass sie nun pressen kann. Vielleicht ist das für sie eine Erleichterung, denn nun kann sie aktiv mithelfen, dass das Baby zur Welt kommt. Sie können dabei nicht sehr viel tun, als einfach aktiv für sie da zu sein.

Erschrecken Sie nicht, in dieser Phase kann es sein, dass Ihre Partnerin Urin oder gar Stuhl verliert. Das mag auch für Ihre Partnerin ungewohnt sein und vielleicht schämt sich sie. Es ist jedoch vollkommen normal und bei jeder Geburt so.

Auch kann es sein, dass Ihre Partnerin vor lauter Schmerzen stöhnt, sie verflucht oder gleich alles zusammenschreit. Auch das ist normal.

Ihr Job ist es nun, egal was Ihre Partnerin sagt, tut oder wie sie sich benimmt:
  • Seien Sie sich der grossen Anstrengungen der Geburt bewusst und seien sie einfach für sie da.
  • Bieten Sie ihr Wasser an, wischen Sie ihr Gesicht zwischen den Wehen ab und sagen Sie ihr, wie gut sie das macht.
  • Seien Sie weiterhin Medium zwischen Ihrer Partnerin und den Hebammen, Geburtshelfern etc. und helfen Sie Ihrer Partnerin, nötige Entscheidungen zu treffen, ohne sie zu überfahren (Epiduralanästhesie etc.)

Natürlich dürfen sie auch immer wieder einmal schauen, ob sie das Köpfchen schon sehen.

Wenn dann das Köpfchen kommt – nennt man das „Durchschneiden". Je nach Grösse des Kopfes und Elastizität wird nun vielleicht der Damm reissen oder es muss ein Dammschnitt gemacht werden. Seien Sie unbesorgt, Ihre Partnerin spürt das kaum, auch wenn sie nicht einmal eine Narkose dazu erhält.

Und schliesslich ist der grosse Moment da: Die Hebamme wird das Köpfchen halten und vorsichtig Ihr Baby aus dem Geburtskanal ziehen. Sobald das Baby draussen ist, wird es sofort in ein warmes Tuch gewickelt und Ihre Partnerin – oder wenn sie zu schwach ist – Ihnen in den Arm gelegt. Nun halten Sie es also fest, das Bündelchen Mensch, das Ihr Baby ist.

Herzlichen Glückwunsch: Sie sind Papi!

Doch das Ganze ist noch nicht vorbei: nun folgt die Nachgeburtsphase

Nach der Geburt Ihres Babys löst sich die Plazenta (Mutterkuchen) von der Gebärmutterwand, was zwischen 10 und 30 Minuten dauert. Es ist sehr wichtig, dass die ganze Plazenta abgestossen wird, denn würden Reste in der Gebärmutter zurückbleiben, könnte das zu stärkeren Blutungen, Infektionen oder Wucherungen führen. Ihre Partnerin wird dazu vielleicht nochmals pressen müssen – dann aber ist es endlich geschafft:

Ihr Job ist es nun
  • Ihrer Partnerin zu gratulieren, wie gut sie das gemacht hat, und sich über Ihr Baby zu freuen.
  • Legen Sie das Baby nackt auf die Brust ihrer Partnerin, aber auch auf Ihre Brust, um es zu fühlen, um den ersten Kontakt aufzunehmen. Keine Angst, auch wenn es noch so klein und zart ist: Sie werden es schon richtig halten.
  • Machen Sie die ersten intimen Fotos / Videos von Ihrer neuen Familie.
  • Helfen Sie der Hebamme, Ihr Baby zu wiegen und zu messen.
  • Feiern Sie mit Ihrer Partnerin und dem (mitgebrachten oder bestellten) Prosecco (ein Gläschen genügt). Bieten Sie Ihrer Partnerin aber auch etwas zu essen an.
  • Erst, wenn Ihr Baby dann wieder eingeschlafen ist, Ihre Partnerin das erste Mal versucht hat zu stillen und Sie alle in die Wochenstation gebracht wurden, können Sie langsam Ihr Handy wieder anschalten und Verwandten und Freund/innen die frohe Nachricht übermitteln. Sagen Sie aber nicht, in welchem Spital oder Geburtshaus sie sind, sondern gönnen Sie ihrer Partnerin und Ihrem Baby die ersten Tage ohne hektischen Besuch!

Sie können die Geburtsagenda auch in verkürzter Form als pdf herunterladen, ausdrucken und zur Geburt mitnehmen!

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Quellen:

  • Frauenärzte im Netz www.frauenaerzte-im-netz.de (Abrufdatum 3.2013)
  • Universitätsspital, Klink für Geburtshilfe, Ratgeber Geburt , 6.2012
  • Fotos: © rubberball - Fotolia.com
  • Video: © saginbay - Fotolia.com